Kinderschutz in der Krise: Erneut Höchststand bei Kindeswohlgefährdungen
Zahlen in Schleswig-Holstein massiv gestiegen
Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland hat zum dritten Mal in Folge einen neuen Höchststand erreicht: Wie das Statistische Bundesamt heute mitteilt, stellten die Jugendämter im Jahr 2024 bei rund 72.800 Kindern oder Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung durch Vernachlässigung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt fest. Das entspricht einem Anstieg von 31 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Auch in Schleswig-Holstein zeigt sich diese alarmierende Entwicklung: Hier stieg die Zahl der Kindeswohlgefährdungen massiv von 1.841 Fällen im Jahr 2023 auf 2.721 Fälle im Jahr 2024 – ein Anstieg um fast 48 Prozent[1]. Zu den Gründen des Anstiegs gehören auch verbesserte Meldewege und eine gestiegene Sensibilität für Kinderschutz.
„Diese Entwicklung ist ein Alarmsignal. Hinter jeder einzelnen Zahl steht das Leid eines Kindes oder Jugendlichen – das dürfen wir nie vergessen. Der Schutz von Kindern muss entschlossener gestärkt werden.", mahnt Sophia Schiebe, Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes Schleswig-Holstein. „Diese Zahlen bilden nur das Hellfeld ab – also die Fälle, die den Behörden bekannt werden", betont Sophia Schiebe. „Die Dunkelziffer liegt deutlich höher. Viele Kinder und Jugendliche leiden im Verborgenen, ohne dass ihre Not jemals statistisch erfasst wird. Das macht die Lage noch dramatischer."
Bundesweit wurden im Jahr 2024 in den meisten Fällen Anzeichen von Vernachlässigung festgestellt (58 Prozent), in 37 Prozent gab es Hinweise auf psychische Gewalt. In 28 Prozent der Fälle wurden Indizien für körperliche Gewalt und in 6 Prozent für sexuelle Gewalt dokumentiert.[2]
Sophia Schiebe fordert: „Effektiver Kinderschutz braucht Verlässlichkeit, Kontinuität und Planungssicherheit. Wir brauchen mehr Prävention, niedrigschwellige Hilfsangebote für Familien und eine bessere Ausstattung der Jugendämter – und endlich mehr Dunkelfeldforschung, um das wahre Ausmaß von Gewalt gegen Kinder zu erfassen. Dass auf Bundesebene zumindest mit der „Safe!"-Studie ab 2026 ein Schritt getan wird, ist überfällig. Nur so können wir Kinder wirksam schützen und Familien frühzeitig unterstützen."
„Zum dritten Mal in Folge ein Höchststand – und noch immer fehlt der politische Aufschrei! Wo ist die entschlossene Reaktion auf diese alarmierenden Zahlen? Wo bleibt das konsequente Handeln zum Schutz der Kinder und Jugendlichen? Diese Entwicklung darf nicht zur traurigen Normalität werden. Jetzt ist die Zeit für wirksame Maßnahmen – Kinderschutz muss endlich Priorität haben!", so die Landesvorsitzende abschließend.
[1] Siehe: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/12/PD25_451_225.html
[2] Mehrfachnennungen möglich