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Sicherheit geben und Vertrauen zurückgewinnen

Zum Tag der gewaltfreien Erziehung am 30.04.

Eine selbstgebaute Burg aus weichen Schaumstoffblöcken und kuschligen Decken – errichtet auf einer symbolischen ‘Schutzinsel‘ aus Matten mitten im Raum: Diesen kleinen Rückzugsort auf Zeit hat sich das fünfjährige Kind geschaffen, das nach traumatischen Ereignissen für Beratungsstunden ins Kinderschutz-Zentrum Kiel kommt.

Sophia Schiebe, Landesvorsitzende des Kinderschutzbund Schleswig-Holstein, und Lidija Baumann, Leitung des Kinderschutz-Zentrums Kiel und überregional, öffneten im Vorfeld des Tags der gewaltfreien Erziehung die Türen für einen kurzen Blick hinter die Kulissen des ‘Kinderschutz-Zentrums Kiel im ‘Haus für Kinder‘, wo ein kleiner Ausschnitt eines möglichen Spieltherapie-Ansatzes anschaulich dargestellt wurde. Konkret, hochfachlich und spezifisch sensibilisiert wird hier mit Kindern aus dem Großraum Kiel gearbeitet, die Gewalt erleben mussten. Die Fach- und Kriseneinrichtung des Kinderschutzbundes bietet Hilfe und Unterstützung an, wenn Kinder und Jugendliche von sexualisierter Gewalt, körperlicher, seelischer oder häuslicher Gewalt sowie Vernachlässigung betroffen sind.

„Als Berater*innen übersetzen wir gewissermaßen die sogenannten Feinzeichen kindlicher Belastung für die Eltern und pädagogische Fachkräfte wie etwa Kita-Leitungen. Immer mit dem Ziel, dass diese die gewaltbelastete Situation aus Sicht des Kindes betrachten und zum Wohl des Kindes verändern können“, erklärt Lidija Baumann, Diplom-Psychologin und psychologische Psychotherapeutin.

Eine Kindeswohlgefährdung liegt vor, wenn eine erhebliche Schädigung des körperlichen, geistigen oder seelischen Wohls eines Kindes droht oder bereits eingetreten ist. Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland hat einen neuen Höchststand erreicht; die Zahl der Fälle stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahr um mindestens 2 % auf 63.700.

In Schleswig-Holstein wurden insgesamt 1.841 Fälle gemeldet. Die Zahl der akuten Kindeswohlgefährdungen stieg dabei im Vergleich zum Vorjahr um 10,5 % auf 1.062 Fälle (2022: 951).

„Besonders brisant ist dabei – und das kann nicht genug betont werden – dass diese dramatischen Zahlen lediglich das Hellfeld abbilden! Darüber hinaus gibt es noch ein Dunkelfeld!“, bekräftigt Sophia Schiebe, Landesvorsitzende Der Kinderschutzbund Schleswig-Holstein.

„Ich möchte nicht über Fallzahlen sprechen; ich möchte darauf hinweisen, dass hinter jeder Zahl ein Kind steht, dass großes Leid erlebt. Und das mitten unter uns. Wen kann das kalt lassen? Kinder und Jugendliche sind auf unseren Schutz angewiesen. Gewalt schadet – immer – mittelbar oder unmittelbar“, appelliert die Landesvorsitzende eindringlich.

Wir als Kinderschutzbund SH fordern Schleswig-Holstein zu einem sichereren Ort für Kinder und Jugendliche zu machen:

  • Ausbau und Vorhalten der Ressourcen für Angebote für Kinder und Jugendliche, die körperliche, sexualisierte und seelische Gewalt oder Vernachlässigung erleiden – flächendeckend, auch im ländlichen Raum
    Präventive Aspekte – Schutz durch Sensibilisierung, Vorbeugung und Aufklärung
    Akute Intervention im Krisenfall – sofort und ohne Wartezeit
  • Verbindliches Angebot schaffen zur Beratung von Institutionen und Verbänden beim Thema Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt
  • Landesweite Kampagne zur Aufklärung über alle Formen von Gewalt und Hilfen
  • Mehr Forschung – insbesondere empirische Dunkelfeldforschung

Der Kinderschutzbund ruft jedes Jahr am 30. April zum Tag der gewaltfreien Erziehung auf. Nach jahrelanger Lobbyarbeit hat der Kinderschutzbund entscheidend dazu beigetragen, das Recht auf gewaltfreie Erziehung zu verwirklichen. Dieser Tag soll daran erinnern, dass die gesamte Gesellschaft die Verantwortung das gewaltfreie Aufwachsen von Kindern trägt. Zudem soll er Eltern ermutigen, ihr Ideal einer gewaltfreien Erziehung Wirklichkeit werden zu lassen. Dazu bietet der Kinderschutzbund Unterstützung an – in seinen Kinderschutz-Zentren, den Fachberatungsstellen oder durch Angebote wie das erfolgreiche Elternbildungskonzept „Starke Eltern – Starke Kinder“.


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