Lernmittelfreiheit: Gerechte Chancen für alle Kinder
Kinderschutzbund fordert seit Langem eine echte Lernmittelfreiheit
Nach mehrmaligem Absetzen des mündlichen Berichts zur Lernmittelfreiheit wurde das Thema nun heute im Landtag beraten. Aus diesem Anlass weist der Kinderschutzbund Landesverband Schleswig-Holstein erneut darauf hin, dass Kinder aus einkommensschwachen Familien auf ihrem Bildungsweg vom ersten Schultag an massiv benachteiligt werden. „Seit mehr als 10 Jahren fordern wir als Kinderschutzbund daher eine echte Lernmittelfreiheit, um allen Kindern gute Bildungschancen zu ermöglichen. Alle für den Schulalltag notwendigen Materialien müssen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden“, fordert die Landesvorsitzende Irene Johns. „Das umfasst Verbrauchsmaterialien wie Kopien ebenso wie Workbooks, Atlas und Lektüren und die entsprechende digitale Ausstattung. Bildung muss kostenfrei sein, um Kinder von Eltern mit keinem oder geringem Einkommen nicht systematisch abzuhängen“, wendet sich die Landesvorsitzende mit Nachdruck und erneut an die politischen Akteur*innen im Land.
Die Entwicklungsmöglichkeiten eines Kindes sowie die soziale Teilhabe sind in Deutschland immer noch in viel zu hohem Maße abhängig vom sozioökonomischen Status der Eltern. Schlechte finanziellen Ressourcen beeinflussen das Aufwachsen der Kinder insbesondere auch mit Blick auf die Bildungsperspektiven und daraus resultierend den weiteren Lebensweg negativ. „Das ist eine Chancenungleichheit, der die Politik endlich entschlossen entgegenwirken muss“, erklärt Irene Johns mit Nachdruck.
Schon 2016 bestätigte eine vom Landtag in Auftrag gegebene Studie, dass die durchschnittlichen Kosten von 1.000 Euro pro Schuljahr insbesondere für Eltern mit keinem oder geringem Einkommen zu hoch seien. Inzwischen sind Ausgaben für digitale Endgeräte und inflationsbedingte generelle Kostensteigerungen erschwerend hinzugekommen. Im März 2023 ergab eine landesweite schulartübergreifende Eltern-Umfrage der Arbeitsgemeinschaft der Kieler Kreiselternbeiräte durchschnittliche Kosten von 1.300 pro Kind und Schuljahr. Die Dringlichkeit der Lage ist damit längst klar – der Änderungsbedarf ist deutlich formuliert. Trotz alledem bleibt Politik bisher weitgehend untätig in Sachen Schulkosten-Senkung und der damit verbundenen Schaffung von mehr Bildungsgerechtigkeit. Für den Kinderschutzbund ist es nicht hinnehmbar, dass viele Kinder und Jugendliche immer noch auf ihrem Bildungsweg benachteiligt werden, weil ihre Eltern sich die Ausgaben rund um den Schulbesuch schlichtweg nicht leisten können.
„Auch aktuelle Erhebungen sprechen eine deutliche Sprache, die kaum Spielraum für Fehlinterpretationen lässt: Im Vergleich zum Vorjahr haben mehr Schüler*innen unzureichendes Schulmaterial, kommen mehr Kinder ohne Frühstück in die Schule, nehmen mehr Kinder und Jugendliche nicht an mehrtägigen Schulfahrten teil bzw. werden krankgemeldet[1]. Ich fordere sie als Kinderschützerin eindringlich auf: Machen sie - endlich - ihre Hausaufgaben und sorgen für eine echte Lernmittelfreiheit!“, schließt Irene Johns vehement.
[1] Quelle: Robert Bosch Stiftung (2023): Das Deutsche Schulbarometer – Aktuelle Herausforderungen aus Sicht der Lehrkräfte. Durchgeführt von Forsa im Juni 2023.